Unsere Gesellschaft scheint in einer paradoxen Situation zu stecken. Während die Nachfrage nach empathischen und gestalterischen Fähigkeiten in der Arbeitswelt steigt, scheint die Empathie in unserer Gesellschaft abzunehmen. Eine beunruhigende Entwicklung, die nun umso dringlicher wird, da KI immer mehr wiederkehrende Prozesse übernimmt.
Doch was bedeutet es, empathisch und gestalterisch zu arbeiten? Es bedeutet unter anderem, sich in die Lage anderer Menschen zu versetzen und ihre Bedürfnisse, Wünsche und Ängste zu verstehen und diese mit zukunftsgestalterischen Fragen zu würdigen. Bei aller anerkennenden Qualität der Antworten von z.B. Chat GPT steht die Fähigkeit Fragen zu formulieren dem noch nach. Wir nennen das in unserer Beratungs- & Trainingsarbeit "Wertschätzende Beratung". Es bedeutet auch, kreativ und innovativ zu sein, um neue Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Diese Fähigkeiten sind nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch im täglichen Leben von unschätzbarem Wert.
Doch leider scheint insbesondere die kognitive und soziale Empathie in unserer Gesellschaft abzunehmen. Wir leben in einer Welt, in der sich durch aktuelle „Krisen“ jede Person selbst der Nächste ist bzw. es eine epidemische Ausbreitung narzisstischer Tendenzen gibt (1). Und wie ist es im Arbeitsumfeld?Organisationen objektivieren zumeist Kund:innen und Mitarbeiter:innen gleichermaßen und möchten nicht glauben, dass eine menschzentrierte Unternehmensstrategie erfolgreicher für die zukünftige Gewinn- und Verlustrechnung sein wird. So müssten sie doch loslassen von einer in der Vergangenheit erfolgreichen Handlungsweise.
In einer objektfokussierten Handlungsweise sind Lösungen der KI und technischen Infrastruktur den Menschen einfach zukünftig überlegen. Dabei ist die Erwartungshaltung aufgrund gemachter Erfahrungen Menschen gegenüber doch aktuell so niedrig, dass hier so leicht Erfolg zu generieren ist. Möge doch jede Person sich fragen, wann sie sich mehr aufregt: Wenn Technik nicht funktioniert oder eine menschliche Dienstleistung den Erwartungen nicht entspricht?
Macht dann nicht eine subjektive Betrachtung von Kund:innen und individuelle Gestaltung von Lösungen mit Empathievermögen mehr Sinn? Hätte das nicht nur positive Effekte auf Kund:innen, sondern auch auf die Mitarbeiterbindung? Würde das nicht auch viele Widersprüche zwischen nach Außen gestelltem kundenzentriertem Marketing und echtem Verhalten in einer Organisation auflösen? Mit Empathie und Wertschätzung ist unserer Meinung nach mehr Wertschöpfung erreichbar! Und die Unternehmen müssten weniger am Wollen ihrer Mitarbeiter:innen rumdoktern, sondern wieder mehr am Können, an den Fähigkeiten, insbesondere dem Empathievermögen, schulen!
Es ist an der Zeit, dass wir uns auf das Wesentliche besinnen und unsere emphatischen und gestalterischen Fähigkeiten wiederentdecken wie im Kindesalter. Wir dürfen uns darauf konzentrieren, uns mit anderen Menschen zu verbinden und unsere Fähigkeiten zu nutzen, um neue Lösungen für individuelle Probleme komplexer Individuen zu finden. Nur so können wir sicherstellen, dass wir auch in einer von KI dominierten Welt einen Platz behalten.
Wie sieht es denn in Ihrer Organisation aus? Ist das ein Thema oder funktioniert die alte Welt noch so sehr, dass es Ihrer Organisation noch zu gut geht?
Dazu empfehle ich folgendes inspirierendes Interview von Dr. Jürgen Weimann mit Dr. Gerald Hüter und danke für das Teilen der Inhalte:
https://podcasts.apple.com/de/podcast/everyone-counts-transformation-f%C3%BCr-banken-und-sparkassen/id1506020653?i=1000597169709
https://www.youtube.com/watch?v=_D-QZqJ7Tbs
(1) Quelle: https://www.gew-hessen.de/veroeffentlichungen/zeitschriften/hlz-artikel-2023/details/das-verschwinden-der-empathie
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